„Im Vollzug der Freiheitsstrafe sollen die Gefangenen befähigt werden, künftig in sozialer Verantwortung ein Leben ohne Straftaten zu führen.“
(§ 2 Hessisches Strafvollzugsgesetz)

Was wir erreichen wollen

Wie kann es gelingen, straffällig gewordene Menschen wieder in die Gesellschaft zu integrieren?

Für das Berufsbildungswerk Dr. Fritz Bauer e.V. (BWB) ist die Antwort klar. In hessischen Strafvollzugsanstalten eröffnet es straffällig gewordenen Menschen eine Perspektive für die Zeit „danach“: In modernen, technisch sehr gut ausgestatteten Ausbildungsstätten können sie eine Ausbildung oder eine Qualifizierung
absolvieren - viele von ihnen zum ersten Mal.

Ohne eine berufliche Perspektive ist die Chance, ein Leben ohne Kriminalität führen, gering. Damit die Gefangenen nach ihrer Entlassung eine realistische Aussicht auf einen Arbeitsplatz haben, passt das BWB sein Ausbildungsangebot immer
wieder den Anforderungen des modernen Arbeitsmarktes an.

Über uns

Namensgeber des Vereins ist Dr. Fritz Bauer, der von 1956 bis zu seinem Tode 1968 Generalstaatsanwalt in Hessen war. Wegen seiner Ablehnung des Nationalsozialismus wurde er bereits 1933 inhaftiert und aus dem Staatsdienst entlassen.

Diese Erfahrung, aber auch seine zutiefst humanitäre und sozialkritische Haltung brachten ihn dazu, sich als Generalstaatsanwalt nicht nur für die strafrechtliche Aufarbeitung der Greueltaten des Nationalsozialismus, sondern auch für die Verbesserung des Justizvollzugs einzusetzen – und ganz besonders für die Wiedereingliederung der Gefangenen in die Gesellschaft.

Eine Folge dieses Engagements war die Gründung eines Fördervereins, aus dem nach dem Tod von Fritz Bauer das gemeinnützige Gefangenenbildungswerk Dr. Fritz Bauer e.V. als Vorläufer der heutigen Einrichtung hervorging. Seit 2001 bedient sich der Verein für das operative Geschäft der gemeinnützigen Gesellschaft mbH Berufsbildungswerk Dr. Fritz Bauer (BWB gGmbH).

Geschichte des Vereins

Das Berufsbildungswerk Dr. Fritz Bauer e.V. hat eine mehr als 50jährige Geschichte.

1957

Als Verein Die Freizeit e.V. vom Hessischen Generalstaatsanwalt Dr. Fritz Bauer gegründet, widmet sich der Verein zunächst der „Resozialisierung der Insassen hessischer Vollzugsanstalten durch Mitwirkung bei der Gestaltung ihrer Freizeit“. Nach dem Tod von Fritz Bauer ändert sich der Name des Vereins und lautet fortan Gefangenenbildungswerk Dr. Fritz Bauer e.V. (GBW).

1972

erweitert sich der Auftrag des Vereins, nachdem der Hessische Landtag das Volkshochschulgesetz verabschiedet hat, das Arbeitsgemeinschaften mit dem Volkshochschulverband zulässt. So entsteht 1973 aus GBW und Volkshochschulverband die Landesarbeitsgemeinschaft Justiz, Erwachsenenbildung im Justizvollzug, kurz LAG Justiz.

1979

erhält das GBW erstmalig Geld aus Lotto- und Totomitteln für Freizeitkurse.

1980

steigt das GBW mit einem Angebot in der JVA Kassel II, Sozial-therapeutische Anstalt, erstmals in die berufliche Bildung ein und dehnt in den folgenden Jahren seine Tätigkeit auf die meisten hessischen Vollzugsanstalten aus.

1981

werden weitere Lotto/Toto-Mittel für sportliche Aktivitäten in den Anstalten zur Verfügung gestellt, da man den hohen Stellenwert des Sports für die Gefangenen erkennt.

1985

erweitert der Verein sein inhaltliches Spektrum durch die Aufnahme von Veranstaltungen im Bereich des Sozialen Trainings und von Einzelförder-maßnahmen für die Gefangenen.

1995

übernimmt das GBW die berufliche Bildung in der Frauenanstalt in Frankfurt am Main von der Vorgängerin, der Volkshochschule Frankfurt. Das GBW ist mittlerweile zuständig für den größten Teil der beruflichen Bildung in den hessischen Justizvollzugsanstalten: Umschulungen, Fort- und Weiterbildung, Übungswerkstätten u.v.m. Ausgebildet und geschult wird in den Berufsfeldern Backen, Koch/Gaststättengewerbe, Industriemechanik, Malen und Lackieren, Metall, Elektronik, Holz, Schweißtechnik, Lagerverwaltung, Karosserie- und Fahrzeugbau, Zimmerei, Druck, Mediengestaltung, Buchbinden, Bürotechnik und EDV, Einzelhandel.

2000

ändert sich der Name des Vereins in Berufsbildungswerk Dr. Fritz Bauer e.V. (BWB), um die eigenen Grundbildungsmaßnahmen zertifizieren zu können.

2001

Seit diesem Jahr bedient sich der Verein für das operative Geschäft der gemeinnützigen GmbH Berufsbildungswerk Dr. Fritz Bauer (BWB gGmbH).

2004

Die Bundesagentur für Arbeit beginnt, sich aus der Finanzierung von Aus- und Weiterbildung im Vollzug zurückzuziehen. Das Hessische Ministerium der Justiz übernimmt nun diese Kosten.

2005

Am 11. August 2005 erhält das Berufsbildungswerk Dr. Fritz Bauer e.V. die Zertifizierungsurkunde des Vereins „Weiterbildung Hessen e.V.“. Das BWB darf nun das Qualitätssiegel „Weiterbildung Hessen e.V. – geprüfte Weiterbildungseinrichtung“ tragen.

2006

Das Projekt FAIR (Fördern, Ausbilden, Integrieren, Resozialisieren), eine Vorbereitung auf die Entlassung mit Schwerpunkt „assistierte Arbeitsplatzsuche“ etabliert sich auf Initiative des BWB ab April 2005 in den drei Kasseler Justizvollzugsanstalten. Ende 2006 erfolgt die Einstellung des Projektes, da das Hessische Justizministerium zum 1. Januar 2007 flächendeckend die in der freien Straffälligenhilfe tätigen Institutionen mit der „Vorbereitung der Entlassung in den sozialen Empfangsraum“, dem sog. Übergangsmanagement, beauftragt.

2009

Vor allem in diesem Jahr reagiert das BWB mit Teilqualifikationen und modularen Systemen auf die Veränderungen des Arbeitsmarktes. Kurze Qualifizierungseinheiten vor allem im Dienstleistungsbereich werden in das Ausbildungsangebot aufgenommen.

BWB in Zahlen

Das BWB bietet Bildungsmaßnahmen für 16 verschiedene Ausbildungsberufe an.

Wir sind in den Justizvollzugsanstalten Kassel I und ihren Zweiganstalten Baunatal und Kaufungen, in der JVA Kassel II, in Fulda, in Schwalmstadt, in Butzbach und in Frankfurt am Main III (Frauen) vertreten.

Im Jahr 2019 haben insgesamt 246 Teilnehmerinnen und Teilnehmer die BWB-Angebote genutzt. 100 konnten erfolgreich mit einem Abschlusszeugnis oder mit einer Zertifizierung ihre (bis zu zwei Jahre dauernde) Ausbildung abschließen.

In der JVA Kassel I und ihren Zweiganstalten Kaufungen und Baunatal haben 48 Gefangene an arbeitstherapeutischen Maßnahmen teilgenommen und in der JVA Fulda eine Kreativwerkstatt besucht.